Kleinformate
Kircheninterieur
- Johann Ludwig Ernst Morgenstern
- vor 1820
- Bleistift, schwarze Federzeichnung, Aquarell auf Velinpapier, H.: 22,3 cm; B.: 16,9 cm
- hmf.Pr481
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Das Bildchen zeigt eine dreischiffige, gotische Hallenkirche bei Tag. Das Langhaus weist vier Joche mit Kreuzrippengewölben auf, die von mächtigen Rundpfeilern mit Blattkapitellen getragen werden. Es folgen ein Chorjoch mit seitlich angefügten Nebenräumen und ein polygonaler Chor mit einem Wandelaltar. Das rechte der beiden Seitenschiffe öffnet sich zu einem höher liegenden Seitenraum. Das von dort aus hell in den Kirchenraum hereinströmende Tageslicht deutet an, dass es sich hierbei um den Vorraum eines Eingangs handelt. Vorder- und Mittelgrund werden von zahlreichen Kirchenbesuchern und einigen Geistlichen in der Tracht des 17. Jahrhunderts belebt.
Die in der Wiedergabe der Perspektive sicher angelegte Zeichnung Morgensterns entspricht in Typus und Komposition seinen zahlreichen gemalten Kircheninterieurs. Auch die mittels feiner Lavierungen in Aquarellfarbe erzeugte Plastizität aller Architekturformen und die eindrucksvoll-realistische Lichtführung stehen den Gestaltungsmitteln seiner Interieurgemälde in nichts nach. Die Darstellung unterscheidet sich hierdurch von den meisten der thematisch entsprechenden Zeichnungen Morgensterns, die als reine Vor- und Entwurfsarbeiten nur in Umrisslinien angelegt sind, vor allem jedoch auf die Figurenstaffage verzichten. Die Graphik wurde von Prehn mit einer für das Miniaturkabinett üblichen Rahmung versehen und hierdurch offenbar bewusst als Sammlungsstück aufgewertet. Innerhalb des Miniaturkabinetts ist die besprochene Zeichnung durch ihre Technik singulär.
(Gerhard Kölsch; Kurzfassung: Sina Bergmann)Weitere Informationen (PDF 2.1 MB)