Miniaturkabinett
32. Abteilung
Johannes der Täufer
- unbekannt, deutsch
- um 1480-1500
- Ölhaltige Malerei auf Laubholz, H.: 15,4 cm; B.: 6,5 cm; T.: 0,6 cm
- hmf.Pr061
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
In die sehr schmalen, hohen Bildfelder ist jeweils eine stehende, nimbierte Figur eingepasst. In Pr61 ist es der frontal zum Betrachter gerichtete Johannes der Täufer, der auf seinem Arm das Lamm mit Kreuznimbus trägt. Johannes der Evangelist auf Pr62 trägt ein rotes Gewand mit rotem, goldgesäumtem Umhang. In der Linken hält er den goldenen Kelch mit der darüber schwebenden Schlange, die Rechte formt darüber vor der Brust den Segensgestus.
Im ersten Moment würde man die beiden Täfelchen als Flügel eines kleinen Privat- oder Reisealtärchens links und rechts einer Mittelszene rekonstruieren. Zu einer solchen Anordnung passt allerdings nicht die gleiche Ausrichtung beider Figuren gegen links und auch der technologische Befund belegt, dass die Prehn’schen Täfelchen übereinander angeordnet waren. Hierbei kommt Johannes der Apostel und Evangelist über seinem Namensvetter zu stehen. Offen muss dabei bleiben, ob sich die Flügel durch links oder rechts anschließende weitere Figuren erweiterten oder tatsächlich extrem hoch und schmalformatig waren. Auf den Darstellungsinhalt von Mittelbild oder -skulptur rückschließen zu wollen, ist kaum möglich, da Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist mit zahlreichen heilsgeschichtlichen Sujets verbunden sein können. Ein Marienbezug ist hier ebenso möglich wie christologische Themen.
Auf dem Prehn’schen Bild trägt Johannes der Täufer wie im Spätmittelalter gelegentlich üblich ein (Hammel-)Fellgewand samt Hufen als Zeichen seiner Askese sowie Buch und Lamm, da er die Ankunft Jesu als Lamm Gottes prophezeite. Der Kelch, den Johannes der Evangelist hält, spielt auf das u.a. in der Legenda Aurea ausführlich beschriebene Kelchwunder an. Hier wurde der Apostel gezwungen, einen giftigen Becher zu leeren. Das Gift entwich jedoch in Form einer Schlange, als er das Kreuzzeichen über dem Kelch machte und er entging so einer Vergiftung.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)
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