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Miniaturkabinett

28. Abteilung

Pyramus und Thispe

  • Johann Ludwig Ernst Morgenstern, tradierte Zuschreibung, Kopie nach Cornelis Schut I.
  • Ölhaltige Malerei auf textilem Träger, H.: ca. 16,0 cm; B.: ca. 21,5 cm
  • hmf.Pr514
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Die vor eine Nachtlandschaft gesetzte Darstellung schildert die Geschichte von Pyramus und Thisbe, die in den Metamorphosen des Ovid erzählt wird. Seit dem hohen Mittelalter avancierte diese zu einem beliebten Sujet der mythologischen Malerei und Graphik. Das junge babylonische Liebespaar durfte sich wegen der Feindschaft seiner Eltern nicht sehen und vereinbarte ein nächtliches Treffen vor der Stadt. Dort begegnete die vorauseilende Thisbe an der Quelle einer Löwin und flüchtete; ihr zurückgelassener Schleier wurde vom blutigen Maul des Tieres verschmiert. In der Darstellung erscheint die Quelle als Brunnen mit Figur rechts, und die Löwin sehr klein im Hintergrund. Als Pyramus den zerrissenen und blutigen Schleier fand, stürzte er sich aus Gram um die vermeintlich getötete Geliebte in sein Schwert. Thisbe kehrte zurück, fand den sterbenden Geliebten und tötete sich mit derselben Waffe. Das im Tod vereinbarte Liebespaar markiert den dramatischen Höhepunkt der Geschichte und wird auch in Pr514 dargestellt.

Als Vorlage für die gemalte Darstellung diente eine von dem Antwerpener Maler Cornelis Schut I. (1597–1655) geschaffene Radierung, in der sich vor allem die zentrale Figurengruppe in genau gleicher Komposition findet. Hinzugefügt wurde jedoch die Figur eines geflügelten Amorknaben, der mit Köcher, Bogen und brennender Fackel rechts vorne zum Bildrand eilt und dabei zu dem toten Liebespaar zurückblickt.

(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)


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