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Miniaturkabinett

18. Abteilung

Stillleben mit Sammlungsgegenständen

  • Hendrik van der Borcht d. Ä. (1583-1651/ 1660)
  • 2. Viertel 17. jahrhundert
  • Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 20,1 cm; B.: 25,7 cm; T.: 0,1 cm
  • hmf.Pr352
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Auf einem Tischtuch verteilen sich antike Skulpturen, Münzen, Kameen sowie einfache Gefäße. An Plastiken sehen wir den auf der Seite liegenden Marmorkopf eines Jünglings, eine sitzende weibliche Figur und die Büste eines grimassierenden Mannes. Bei den antiken Münzen handelt es sich um grundsätzlich bestimmbare Exemplare. Hinzu kommt ein Bronzemedaillon auf die Regierung des Marc Aurel sowie eine große Kamee mit dem Doppelporträt eines Paares in orangefarbenem und weißem Relief.

Die Zuschreibung an Hendrik van der Borcht, stützt sich auf ein ganz gleichartiges Sammlungsstillleben in St. Petersburg, das auf dem Fuß einer Dianastatue mit „HVBorcht“ signiert ist. Nicht nur die Komposition mit der Überfülle, sondern einige der dargestellten Gegenstände wie die männliche Büste mit verzerrtem Gesicht sind sogar identisch. Auf einem weiteren Gemälde van der Borchts finden sich zudem das Doppelporträt wieder und die Statuette der sitzenden Frau. Sie ist im ersten Moment die deutlichste Übereinstimmung, weist aber bei genauerem Hinsehen auch die gravierendsten Unterschiede, etwa in der Gewandung, der Haltung oder der Haartracht auf. Interpretieren wir die junge, schöne Frau, die mit der Hand ihre rechte Brust drückt und so das Verspritzen von Milch andeutet, als Göttin, gibt der Muschelsaum ihres Kleides den Hinweis auf Venus, die Schaumgeborene.

Inhaltlich steht das „Stillleben mit Sammlungsgegenständen“ den kurz nach 1600 aufkommenden und nur in Antwerpen verbreiteten Gemälden von Sammlungskabinetten nahe, die mehr oder minder fiktive Kunst- und Wunderkammern zur Ansicht bringen. In Hendrik van der Borchts d. Ä. Gemälden und auch auf Pr352 ist nicht die reale Sammlung einer konkreten Person zu sehen, sondern eine ideale Antikensammlung, die vom 15. bis zum 18. Jahrhundert Teil einer aus Naturalia, Artificialia und Antiquitas bestehenden Universalsammlung sein konnte.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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