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Miniaturkabinett

29. Abteilung

Die vier Jahreszeiten, Herbst (Bacchus)

  • Hendrik van der Borcht d. Ä (1583-1651/1660)
  • um 1620 (?)
  • Öl- und Temperafarbe auf Kupfer, rund, Ø 8,9 cm; T.: 0,1 cm
  • hmf.Pr008
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Spiegelbildlich zum Sommer (Pr7) ist auf Pr8 die Figur des Herbstes komponiert: Ein mit einem Leopardenfell bekleideter junger Mann lehnt am rechten Bildrand an einem von einer Weinranke umwundenen Baumstamm. Begrenzt von einem hohen Laubbaum im Mittelgrund am linken Bildrand schweift der Blick in eine bewaldete und von Weinreben bestandene Hügellandschaft.
Die Personifikationen sind größtenteils mit den für sie üblichen Attributen und in der für sie typischen Landschaft dargestellt, wie sie einer langen Darstellungstradition entsprechen. In der Antike wurden die Jahreszeiten als Genien oder Horen mit jahreszeitlich typischen Attributen (Blumen, Kornähren etc.) personifiziert. In der mittelalterlichen Kunst bevorzugte man die eher genrehafte Darstellung der zwölf Monate als Landschaftsbilder mit den jahreszeitlichen Tätigkeiten.
Die Monogramme auf den Vorder- und Rückseiten der Täfelchen lassen sich ohne Probleme Hendrik van der Borcht d. Ä. zuordnen. Ein Vergleich mit dem HBorght signierten und 1624 datierten Bildchen Hagar in der Wüste in Köln festigt diese Zuschreibung auch stilistisch: Bäume und Laub sind in übereinstimmender Form und getüpfelter Manier gemalt. Zudem begegnen wir hier den gleichen Figurenauffassungen und die Gewandfalten legen sich wie in den Prehn’schen Bildern in gleichmäßigen Wülsten um den Körper. Aufgrund der nur selten datierten Werke van der Borchts d. Ä. ist eine zeitliche Einordnung der Jahreszeitenfolge schwierig. Die Kölner Hagar könnte wegen der großen stilistischen Nähe vorsichtig als zeitlicher Orientierungspunkt genommen werden.
Die dichtere, weichere Malweise bei der Winter-Allegorie (Pr9) und der partiell unterschiedliche maltechnische Aufbau belegen eindeutig, dass hier eine andere Künstlerhand am Werke war. Wann und von wem die vierte Jahreszeit ergänzt wurde, lässt sich aber nicht sagen.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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