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Miniaturkabinett

29. Abteilung

Räuber inspizieren eine erbeutete Schatztruhe

  • Johann Wilhelm Becker (1744-1782)
  • 18. Jahrhundert
  • Ölhaltige Malerei und Temperafarbe auf Eiche, H.: 14,3 cm, B.: 19,5 cm, T.: 1,2 cm
  • hmf.Pr580
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Das kleine, effektvoll beleuchtete Nachtstück schildert die Inspektion einer erbeuteten Schatztruhe durch eine kleine Räuberbande, die sich vor einem dichten, dunklen Wäldchen eingefunden hat, über welchem ein wolkenbehangener Nachthimmel zu sehen ist.
Die etwas naiv aufgefasste Figurenszene steht in Kontrast zu den durchaus gekonnt gesetzten, bewegten, bei der Staffage zum Teil auch kürzelhaften Pinselzügen der malerischen Ausführung. Das Bildchen zeigt also genau jenen Malstil, den Zeitgenossen als mit „kecken Pinsel“ und „so recht im Feuer des Genies hingeworfen“ beschrieben hätten.
Mit dem dargestellten Motiv greift Becker den Themenkreis jener Räuber- und Zigeunerdarstellungen auf, die zu seiner Zeit bereits eine eigene Bildtradition besaßen. Der Reiz des Sujets lag dabei weniger in der durchaus gegebenen, sozialhistorischen Aktualität, sondern ganz im Gegenteil in den zeitgenössischen, verklärt-idealisierten Vorstellungen vom „fahrenden Volk“: Man bewunderte unter anderem die angeblich einfache, stets heitere und naturverbundene Lebensweise der Zigeuner. Der bei Sammlern recht beliebten Thematik widmeten sich in Frankfurt und Umgebung im 18. Jahrhundert Maler, wie zum Beispiel J.C. Seekatz, J. G. Trautmann oder J. W. Becker.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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