Miniaturkabinett
22. Abteilung
Interieur mit einem Mann, einer Frau und einem Kind
- unbekannt, deutsch (?)
- 18. Jahrhundert (?)
- Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 11,5 cm; B.: 15,4 cm; T.: 0,09 cm
- hmf.Pr312
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Die farblich aufeinander abgestimmten Pendants geben jeweils Einblick in ein dunkles, bäuerliches Interieur, das mit nur wenigen Gegenständen ausgestattet ist. In Pr311 begutachtet ein älterer bärtiger Mann eine blutende Wunde des vor ihm sitzenden Mannes, der von einer Frau und einem Jungen mit Hut umstanden wird. Im Gegenstück Pr312 haben sich in einem Wohnraum ein Mann sowie eine Frau auf Kisten niedergelassen, zwischen denen ein kleines Mädchen hervorlugt. Ihr Blick geht wie der des Mannes in die linke untere Bildecke, ohne das zu erkennen wäre, was hier ihre Aufmerksamkeit fesselt.
Das Bildmotiv der Bauernfamilie mit einem Wundarzt geht auf eine lange Darstellungstradition zurück, die im 17. Jahrhundert sowohl in den nördlichen Niederlanden wie auch in Flandern gepflegt wurde. Zu nennen wären hier beispielhaft etwa Cornelis Saftleven, Adriaen Brouwer oder David Teniers II. In deren Werken geht es einerseits um die glaubhafte Darstellung von Emotionen und Affekten wie Schmerz (beim Patienten), Besorgnis und Mitfühlen (bei den Angehörigen) und Eifer, Ehrgeiz oder Überheblichkeit (beim Wundarzt). Andererseits thematisieren diese auch das Vorführen und Lächerlichmachen des als zwielichtig erachteten Quaksalbers, in dessen detailreich ausstaffierter Baderstube daher Sinnbilder für Dummheit und Verblendung (zum Beispiel Affe und Eule) oder die Vergänglichkeit (Totenkopf, Stundenglas) nicht fehlen dürfen. Von all diesen Bildaussagen ist in Pr311 nichts mehr zu spüren. Auch das Gegenstück bleibt in seiner Bilderzählung seltsam undurchschaubar und hinsichtlich der dargestellten Handlungen in einer für die niederländische Genremalerei des 17. Jahrhunderts undenkbaren Weise unmotiviert.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)
Das Bildmotiv der Bauernfamilie mit einem Wundarzt geht auf eine lange Darstellungstradition zurück, die im 17. Jahrhundert sowohl in den nördlichen Niederlanden wie auch in Flandern gepflegt wurde. Zu nennen wären hier beispielhaft etwa Cornelis Saftleven, Adriaen Brouwer oder David Teniers II. In deren Werken geht es einerseits um die glaubhafte Darstellung von Emotionen und Affekten wie Schmerz (beim Patienten), Besorgnis und Mitfühlen (bei den Angehörigen) und Eifer, Ehrgeiz oder Überheblichkeit (beim Wundarzt). Andererseits thematisieren diese auch das Vorführen und Lächerlichmachen des als zwielichtig erachteten Quaksalbers, in dessen detailreich ausstaffierter Baderstube daher Sinnbilder für Dummheit und Verblendung (zum Beispiel Affe und Eule) oder die Vergänglichkeit (Totenkopf, Stundenglas) nicht fehlen dürfen. Von all diesen Bildaussagen ist in Pr311 nichts mehr zu spüren. Auch das Gegenstück bleibt in seiner Bilderzählung seltsam undurchschaubar und hinsichtlich der dargestellten Handlungen in einer für die niederländische Genremalerei des 17. Jahrhunderts undenkbaren Weise unmotiviert.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)
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