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Miniaturkabinett

31. Abteilung

Liebesakt "I Modi", Modus 2 und Sonett von Pietro Aretino (1524)
Prag (?) Marcantonio Raimondi nach Giulio Romano
um 1600 (?) Venedig 1527
Öl und Tempera auf Kupfer Holzschnitt
hmf.Pr863
hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Liebesakt

  • Prag (?)
  • um 1600 (?)
  • Öl und Tempera auf Kupfer
  • hmf.Pr863
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Eines der außergewöhnlichsten Bilder im Prehn’schen Kabinett ist diese Darstellung eines „Verliebten Gegenstandes“ (so der Titel im Auktionskatalog 1829). Die Wiedergabe nackter Figuren im Liebesspiel war in der Regel den Götterliebschaften vorbehalten. Um 1524 stach Marcantonio Raimondi (um 1475?–um 1534) nach Zeichnungen von Giulio Romano (1499–1546) die aufsehenerregende Kupferstichserie „I modi“ (dt. Die Stellungen), die erstmals Paare in den verschiedenen Posen des Liebesaktes vorstellte, die ganz irdischer und nicht göttlicher Abstammung waren. Die durch keinerlei Attribute gekennzeichneten Liebenden zeigten sich in sechzehn eindeutigen Stellungen – in einer zweiten Auflage zudem begleitet von pikanten Sonetten Pietro Aretinos (1492–1556). Von Papst Clemens VII. sofort verboten, wurden die Abzüge und Druckplatten zerstört, der Stecher Raimondi ins Gefängnis geworfen. Von den originalen Drucken haben sich nur wenige zerschnittene Fragmente erhalten. Ein einziger Raubdruck des frühen 16. Jahrhunderts existiert und zeigt die gesamte Folge. Die Stellung des Paares im Prehn’schen Bild erscheint hier als Liebespose Nr. 2.
Von der Malweise und der schlanken, gelängten Figurenauffassung steht das Prehn’sche Bild im Zeichen der Prager Kunst am Hofe Rudolfs II. (reg. 1576–1612). Die hier versammelten Künstler, fast alle in Italien geschult, haben sich in besonderem Maße der erotischen Thematik verschrieben.

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