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Miniaturkabinett

26. Abteilung

Höhle mit zwei Eremiten am Feuer

  • Wilhelm Ernst Wunder, tradierte Zuschreibung
  • Ölhaltige Malerei auf Laubholz, H.: 12,4 cm; B.: 17,1 cm; T.: 0,5 cm
  • hmf.Pr684
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Die beiden als Pendants spiegelbildlich komponierten Gemälde öffnen den Blick in weitläufige Höhlenanlagen, in denen jeweils zwei Eremiten bei Studium und Gebet zu sehen sind. In der Grotte auf Pr684 sitzen die beiden Männer links im Vordergrund an einem Feuer. Der linke Eremit, der die Kapuze seiner Kutte zurückgeschlagen hat und die Hände wärmend vor die Flammen hält, wird vom Lichtschein voll erfasst. Sein Gegenüber hat sich auf einem Stein niedergelassen und liest in einem Buch. Das Grottensystem auf Pr685 ist nach oben zum dunklen Nachthimmel durchbrochen. Das fahle Licht eines nicht sichtbaren Mondes fällt sowohl auf die Rasenfläche links, als auch auf den Bereich im Vordergrund, wo ein Eremit vor einem am Boden liegenden Kruzifix kniet. Im Rücken des Mannes führt ein Stollen nach rechts in die Tiefe. Dort betet ein weiterer Eremit vor einem von Kerzen erhellten Altar, auf dem ein Kruzifix und ein Totenschädel stehen.

Die unsignierten Prehn’schen Höhlendarstellungen werden tradiert dem Bayreuther Hofmaler Wilhelm Ernst Wunder zugeschrieben, von dem allerdings gesicherte ähnlich kleinformatige Werke zu Vergleich fehlen. Der bei Tag, häufig aber auch bei Nacht in einer Höhle betende und büßende Eremit ist bereits im 17. Jahrhundert in der flämischen und holländischen Malerei ein beliebtes Motiv. Hier taucht insbesondere das Höhlenbildnis auf, das Nymphen oder Reisende in teils natürlichen, teils von Menschenhand errichteten Höhlen und Grotten zeigt. An der niederländischen Kunst des Goldenen Jahrhunderts orientieren sich auch zahlreiche deutsche Künstler des 18. Jahrhunderts, wie Hieronymus Brinckmann (1709-1761) oder Georg Heinrich Herchenröder (ca.1736- 1794). Die Eremitenhöhlen Wunders rekurrieren damit auf eine lange Darstellungstradition.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)


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