Miniaturkabinett
23. Abteilung
Innenhof einer Palastarchitektur
- Jan van der Vucht (1603-1637)
- 1634
- Ölhaltige Malerei auf Holz, H.: ca. 14 cm; B.: ca. 15,5 cm
- hmf.Pr335
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Die Komposition zeigt eine Phantasiearchitektur im klassischen Stil, bei der aus einem verschatteten Innenraum im Vordergrund der Blick in einen säulenumstandenen Vorhof fällt. Mehrere Gruppen von Menschen und Tieren in dunklen Farben verteilen sich über den Raum.
Neben dem Kirchenarchitekturstück führte Hans Vredeman de Vries (1527– um 1606) auch die Palastansicht als Bildtyp in die flämische Malerei ein. Die dargestellte Architektur zeigt zumeist pompöse, pseudo-renaissance Kolonnaden, Portici, Fassaden oder Hofinterieurs. Nur wenige Maler versuchten sich an diesem Genre, das von beschränkter Popularität war. Ziel war dabei nicht, den Eindruck von realer gebauter Architektur zu vermitteln, sondern eine ideelle Raumvorstellung entstehen zu lassen. Entgegen den überbordenden, feingliedrigen und verschachtelten Architekturen Vredeman de Vries‘, zeigt unser Stück schlichtere Formen und Räume. Es sieht im Gegensatz zu dessen phantastischen Bauten hier wieder nach real-baubarer Architektur aus. Der Künstler des Prehn’schen Bildes, Jan van der Vucht, spezialisierte sich auf Innenansichten von Kirchen, Palästen und Hallen in zumeist zentraler, symmetrischer Ausrichtung. Die Prehn’sche Palastarchitektur ist derzeit das wohl kleinste gesicherte Gemälde des Künstlers, der aber durchaus immer mal wieder in sehr kleinem Format arbeitete. Mit dem Entstehungsjahr 1634 gehört Pr335 zudem zu den spätesten eigenhändig datierten Werken, die bislang bekannt sind.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)
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