Juncker zeigt hier einen Gelehrten in seinem Studierzimmer, der konzentriert in einem aufgeschlagenen Buch liest. Eine Wandnische links wird ganz von einem Regal mit großen Folianten eingenommen, während über den ovalen Holztisch im Raum eine bunt gestreifte und mit Fransen versehene, schwere Decke geworden ist. Die private, ja fast intime Anmutung der Szene wird durch die informelle Kleidung des Mannes unterstrichen, die von Zeitgenossen in dieser Weise vorrangig im häuslichen Umfeld getragen wurde.
Das Bildchen fügt sich in die Reihe zahlreicher Gelehrten-, Alchemisten- und Ärztedarstellungen ein, die Justus Juncker in den 1750er und 1760er Jahren schuf. Während die meisten dieser Bilder in Motivik, Ausgestaltung und Stil an niederländische Gelehrten- und Alchemistendarstellungen des 17. Jahrhunderts anknüpfen, erscheint der Gelehrte im Studienzimmer aus Prehns Besitz in die „aufgeklärte“ Zeit seiner Entstehung transformiert - nicht zuletzt durch seine Kleidung und die Einrichtung des Raumes, bei der die sorgsam geordnete Handbibliothek des Studierenden an die Stelle unübersichtlich durcheinander liegender, aufgeschlagener Folianten, Zettel, Globen, Gläser, Behältnisse aller Art und weiterer Utensilien getreten ist.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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