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Miniaturkabinett

8. Abteilung

Die Auferweckung des Lazarus

  • Johann Friedrich Morgenstern (1777-1844)
  • 1800
  • Ölhaltige Malerei auf Leinwand, H.: 10,3 cm, B.: 11,4 cm (oben) - 11,5 cm (unten)
  • hmf.Pr822
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Das Gemälde schildert die Auferweckung des Lazarus nach dem Bericht des Johannisevangeliums (Joh 11,33-44): Der nach Krankheit verstorbene Lazarus, Bruder von Maria Magdalena und Martha, hatte bereits vier Tage in seinem Grab gelegen. Da kam Christus in die Grabeshöhle und forderte ihn auf, herauszukommen, woraufhin er sich lebendig aus dem Grab erhob.
Im Zentrum der Komposition Morgensterns steht Christus im langen, weißen Gewand, umgeben von einer Aureole und einen Strahlenkranz um den Kopf. Der Heiland blickt in das Grab, schlägt seine rechte Hand vor die Brust und deutet mit der linken nach oben. Das gerade sich ereignende, doch nicht direkt sichtbare Wunder ist lediglich an den Reaktionen der weiteren Figuren erkennbar: Ein kniender Mann links und zwei stehende Frauen rechts gestikulieren beim Anblick des Grabes in pathetischer Weise, und drei Männergestalten im Hintergrund links weichen erschrocken vom Geschehen zurück.
Indem der Maler auf die Darstellung des gewöhnlich aus dem Grabe sich erhebenden, meist in ein Leichentuch gehüllten Lazarus verzichtet, bricht er mit einer wirkungsmächtigen ikonographischen Tradition der neuzeitlichen Kunst. Für diese können beispielhaft eine Reihe gemalter und graphischer Lazarus-Darstellungen Rembrandts und seines Kreises stehen. Diese wurden gerade auch in der Frankfurter Malerei des 18. Jahrhunderts künstlerisch rezipiert, etwa von dem Künstler Johann Georg Trautmann. Morgenstern dürfte somit traditionelle Lazarus-Bilder aus seinem Frankfurter Umfeld gekannt haben.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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