Navigation

Miniaturkabinett

15. Abteilung

Bildnis eines Mannes mit Totenkopf und Sanduhr

  • Deutsch
  • um 1600
  • Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 19,9 cm; B.: 15,8 cm; T.: ca. 0,15 cm
  • hmf.Pr056
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Der unbekannte Mann ist als Halbfigur hinter einem mit grünem Tuch bedeckten Tisch wiedergegeben und nimmt das ganze ovale Bildfeld ein. Die Ärmchen des Mannes sind grotesk verkürzt und perspektivisch misslungen. Die rechte Hand spielt dabei etwas geziert mit einer winzigen Sanduhr, die auf einem Totenschädel balanciert. Daneben liegt ein weißes unbeschriebenes Blatt Papier (?). Dahinter zeigt sich die linke Hand des Mannes, die eine rote Nelke hält.

Totenschädel und Stundenglas sind typische Zeichen des Vanitas-Gedankens, der in dieser Form seit Beginn des 16. Jahrhunderts im Porträt weite Verbreitung fand. Das Motiv des Zeigens auf den Totenkopf kommt aus der Niederländischen Kunst: ein frühes Beispiel ist das „Porträt eines Mannes mit Totenschädel“  von dem in Brügge tätigen Meister der Legende des Heiligen Augustinus (2. Hälfte 15. Jh.). Überraschenderweise mag auch das Blatt Papier als Vanitassymbol gedeutet werden. Auch die Nelke ist in diesem Kontext nicht nur als Hinweis auf die eheliche Treue sondern auch als Vanitassymbol zu sehen. In der mittelalterlichen Vorstellung gleichgesetzt mit den Nägeln der Kreuzigung Christi, verweist die Nelke auf die durch Christi Passion und Tod bewirkte Erlösung und Auferstehung der menschlichen Seele. Zahlreiche Beispiele aus dem Kölner Raum und Westfalen belegen die Übernahme dieser Motive auch in der deutschen Porträtkunst.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)


application/pdf Weitere Informationen (PDF 3.44 MB)