Miniaturkabinett
16. Abteilung
Jungen in einer Jesuitenschule
- Pasquale de’Rossi (Pasqualino Rossi), Kopie oder Nachahmer
- Ölhaltige Malerei auf Leinwand, H.: 22,3 cm; B.: 30,4 cm; T.: 0,4 cm
- hmf.Pr145
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Die querformatigen Halbfigurengemälde stellen in schlichter räumlicher Umgebung Lehrsituationen dar. Auf Pr145 ist ein zentral vor einem roten Lehnstuhl stehender Jesuit in schwarzem Talar und mit ebensolchem Barrett von einer Knabengruppe umgeben. Das Gegenstück zeigt eine in vergleichbarem Stuhl sitzende Frau links, die von Mädchen unterschiedlichen Alters umringt wird. Auch die Gruppe der Jungen ist nicht von gleichem Alter – direkt vor dem Jesuiten steht der kleinste von ihnen mit vor der Brust zusammengenommenen Händen und erhält offensichtlich gerade eine Standpredigt des strengen Lehrers. Vier ältere Jungen im Rücken und zur Seite des Kleinen lauschen, wobei ihre Gesichtsausdrücke nicht eindeutig zu benennen sind – man könnte hier betretene, zornige und fragende Blicke interpretieren. In der Mädchenschule geht es weniger streng zu. Die Lehrerin begutachtet soeben mit deutendem Finger die Handwerksarbeit einer jungen Dame im gelben Kleid vor ihr, wobei unklar bleibt, ob sie lobt oder tadelt.
Am besten vergleichbar mit der Prehn’schen Jesuitenschule ist das Gemälde Zwei Geistliche, Knaben unterrichtend in Karlsruhe. Es zeigt fast die gleiche Anordnung von vorgebeugtem Jesuiten - diesmal mit erhobenem Zeigefinger und Rohrstock in der Hand – und kleinem Jungen mit bittend zusammengelegten Händen vor ihm. Völlig anders ist allerdings die dunkle Farbigkeit und die rauere Pinselführung, die Pasqualino eigen ist und die Prehn’schen Bilder eindeutig als nicht von seiner Hand charakterisiert.
Für die Mädchenschule lässt sich auf die Spitzenklöpplerin im Kunsthandel verweisen. Hier wird das Thema in einer etwas reicheren Ganzfigurenkomposition verarbeitet, wobei vor allem die aus dem Hintergrund auf die Szene herabschauende Frau große Ähnlichkeit mit der jungen Dame mit Kopftuch auf Pr146 hat.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)
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