Miniaturkabinett
16. Abteilung
Ein junger Mann und eine alte Frau mit einem Hahn
- Johann Georg Trautmann (1713-1796)
- 18. Jahrhundert
- Ölhaltige Malerei auf Eiche, H.: 15,8 cm; B.: 12,3 cm; T.: 0,7 cm
- hmf.Pr403
- hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Die beiden Genreszenen von Johann Georg Trautmann zeigen bäuerliche Paare in Halbfigur: In Pr403 eine alte Dame mit einem Hahn in den Händen, neben ihr ein junger Mann, der den Hahn streichelt und dabei fast die Hand der Frau berührt. In Pr404 ist ein älterer Herr dargestellt, der einem Mädchen einen Korb mit kleinen Hühnern zeigt.
Beide Gemälde wurzeln in der Bildtradition der „ungleichen Liebe“, die schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts belegt ist. Das ungezügelte Begehren der älteren Partner wird bei Trautmann jeweils durch einen einseitigen Versuch der Blickaufnahme verdeutlicht, zudem sind beide Alten passender Weise mit der traditionellen „Schandfarbe“ Gelb gekleidet. Die erotische Konnotation der Szenen wird durch beigegebene, geradezu sprichwörtliche Vogelmotive unterstrichen: So greift der Hahn der alten Frau das niederländische Bildmotiv des „hennetasters“ auf, während der Hühnerkorb des alten Mannes nach niederländischer Bildtradition das Gefangensein in der Liebe, und bei Befreiung der Vögel den Verlust der Unschuld symbolisieren kann. In wie weit sich Trautmann dieser ikonographischen Tradition und ihrer moralisierenden Lesart bewusst war ist kaum zu entscheiden. Er verzichtet allerdings darauf, den älteren Partnern ein extrem hässliches Aussehen zu verleihen, so dass die beiden in einem lebhaften, teilweise skizzenhaften Duktus gemalten Sammlerstücke auch einfach nur als merkwürdig-komische Konstellationen der Liebe verstanden werden können.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)
Beide Gemälde wurzeln in der Bildtradition der „ungleichen Liebe“, die schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts belegt ist. Das ungezügelte Begehren der älteren Partner wird bei Trautmann jeweils durch einen einseitigen Versuch der Blickaufnahme verdeutlicht, zudem sind beide Alten passender Weise mit der traditionellen „Schandfarbe“ Gelb gekleidet. Die erotische Konnotation der Szenen wird durch beigegebene, geradezu sprichwörtliche Vogelmotive unterstrichen: So greift der Hahn der alten Frau das niederländische Bildmotiv des „hennetasters“ auf, während der Hühnerkorb des alten Mannes nach niederländischer Bildtradition das Gefangensein in der Liebe, und bei Befreiung der Vögel den Verlust der Unschuld symbolisieren kann. In wie weit sich Trautmann dieser ikonographischen Tradition und ihrer moralisierenden Lesart bewusst war ist kaum zu entscheiden. Er verzichtet allerdings darauf, den älteren Partnern ein extrem hässliches Aussehen zu verleihen, so dass die beiden in einem lebhaften, teilweise skizzenhaften Duktus gemalten Sammlerstücke auch einfach nur als merkwürdig-komische Konstellationen der Liebe verstanden werden können.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)
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