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Miniaturkabinett

13. Abteilung

Triumphzug Silvios mit dem Wildschweinkopf (Il pastor fido)

  • V. Werner nach Richard von Orley (1663–1732)
  • nach 1695/1705
  • Öl auf Papier; auf Eiche aufgezogen
  • hmf.Pr723
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Bei den bislang ungedeuteten Darstellungen der beiden Gegenstücke handelt es sich um Szenen aus dem Theaterstück »Il pastor fido« von Giovanni Battista Guarini (1538–1612), das 1580–84 geschrieben und 1590 erstmals in Buchform veröffentlicht wurde. Das verwirrend handlungsreiche Schäferspiel erzählt in der neuartigen Form der Tragikomödie die dramatische Liebesgeschichte von der Nymphe Amarilli und dem Hirten Mirtillo in Arkadien, die erst nach dem Überstehen von Verleumdung und Todesandrohung zueinander finden. Sie lösen so einen alten Fluch der Diana, der von den Arkadiern jährlich ein Jungfrauenopfer forderte.
Illustriert ist hier ein Ereignis aus der dritten Szene des vierten Aktes. Es geht der in Pr722 geschilderten Begebenheit unmittelbar voraus: Der Jäger Silvio, der ursprünglich Amarilli heiraten soll, kehrt von der erfolgreichen Jagd auf ein Wildschwein zurück, das den Arkadiern seit langem die Felder verwüstete. Er wird daher mit einem Festzug geehrt.
Die Kompositionen der beiden Bilder folgen in allen Einzelheiten den Radierungen gleicher Größe des in Brüssel tätigen Richard van Orley, der zwischen etwa 1695 und 1705 einen 12-teiligen Zyklus zum „Pastor fido“ nach eigenen Vorlagen fertigte. Dass die beiden auf Papier gemalten Bildchen tatsächlich von dem berühmten Miniaturmaler Joseph Werner (1637–1710) stammen, der (nach seiner Lehre bei Matthäus Merian d. J. (1621–1687) in Frankfurt a. M.) in Italien und am französischen Hof arbeitete, ist unwahrscheinlich. Sowohl die Malweise, die sich von den anderen Werken Werners unterscheidet, als auch die als "V. Werner f." zu lesende Signatur lassen hier neuerdings Zweifel aufkommen.

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