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Miniaturkabinett

3. Abteilung

Waldlandschaft mit Hirtenfamilie und Herde

  • Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738-1819)
  • um 1770/72
  • Ölhaltige Malerei und Temperafarbe auf Leinwand und Eiche, H.: ca. 11,0 cm; B.: ca. 16 cm
  • hmf.Pr668
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Beide Darstellungen zeigen halb offene Waldlandschaften nach der Phantasie mit kleinteiliger Staffage. In Pr667 zieht eine Familie, offenbar sind es fahrende Kleinhändler, ihres Weges, die  von einem Jungen mit Wanderstock angeleitet wird. In Pr668 sucht eine Gruppe aus einem Hirten und zwei Frauen unter einem großen Baum Schutz vor einem aufziehenden Unwetter, das durch dunkle Wolken und windbewegte Bäume im Hintergrund angedeutet ist.
Motiv, Komposition und Malweise der besprochenen Gemälde verweisen auf Werke von Johann Conrad Seekatz, die Morgenstern bestens kannte. Bereits Henrich Sebastian Hüsgen berichtet im 18. Jahrhundert, dass der junge Maler nach seiner Zeit bei Christian Georg Schütz d. Ä. „sodann nach Darmstadt zu der Wittwe des bekannten Seekatz reiste, und nach ihres Mannes Gemählde, die ihm besonders gefielen, so lang copierte, bis er nach Jahres-Frist zurück nach Franckfurt kam.“
Auch wenn sich für die beiden Bildchen keine direkten Vorlagen von Seekatz ausfindig machen lassen, so zeigen beide eine gewisse Nähe zu zwei um 1760/65 entstandenen Landschaften von Seekatz im Frankfurter Goethe-Haus (Landschaft mit Ruine, Regenbogen, Hirten und Bettler und Landschaft mit rastenden Hirtenfamilie, um 1760/65). Insbesondere bezüglich der Staffage lassen sich Ähnlichkeiten nachzeichnen, wenn dort eine Bettlerfamilie mit beladenen Lasttieren ihres Weges zieht bzw. Hirten unter einem großen Baum rasten.  Auch die Malweise der besprochenen Bildchen mit lebhaften und lockeren, teils auch skizzenhaft angelegten Pinselzügen verdeutlicht, dass Morgenstern hierbei entsprechende, nicht mehr nachweisbare Gemälde von Seekatz kopierte oder aber in freierer Weise nachahmte.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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