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Miniaturkabinett

10. Abteilung

Heilige Familie mit Johannesknaben

  • Hans Rottenhammer (1564-1625)
  • 1. Viertel des 17. Jahrhunderts
  • Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 23 cm; B.: 17,5 cm; T.: ca. 0,1 cm
  • hmf.Pr029
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Unter einem hellgrünen Vorhang hat sich vor einem verschatteten Innenraum die Heilige Familie mit dem Johannesknaben versammelt. Maria sitzt im Zentrum der Komposition, das liegende, nackte Jesuskind auf dem Schoß und den Kopf leicht nach rechts geneigt, da sie beobachtet, wie der kniende Johannes ihrem Sohn eine Schale mit Obst und Früchten reicht. Die nicht auf biblischen sondern auf apokryphen Berichten fußende Szene der Begegnung von Jesus und Johannes dem Täufer als Knaben ist ein vor allem in der Gegenreformation beliebtes Bildthema. Das Motiv der Früchte, die der Gottessohn gereicht bekommt, geht dabei auf die apokryphen Beschreibungen der Flucht nach Ägypten zurück, bei deren Palmen-Wunder (Pseudo-Matthäus 20) sich ein Dattelbaum der Heiligen Familie zuneigt, so dass die Früchte gepflückt werden können.
Das Vorbild für Pr29 ist ein in Venedig gefertigter Kupferstich von Raphael Sadeler d. J. aus dem Jahr 1601 nach einer Invention von Hans Rottenhammer. Die ursprüngliche landschaftliche Umgebung mit dem mächtigen Baum, unter dem die Heilige Familie sitzt, und der turmbewehrten Stadt im Hintergrund wurde dabei häufig abgeändert. Die Versetzung der Szene in einen Innenraum scheint hingegen seltener vorzukommen. Ein stilistischer Zusammenhang mit Hans Rottenhammer besteht in keiner Weise; es bleibt aber zu bemerken, dass die ungewöhnliche Farbgebung in der Gewandung des Joseph – roter Mantel über gelbem Kleid – von diesem offensichtlich bevorzugt verwendet wurde.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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