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Miniaturkabinett

29. Abteilung

Vier Bauern in einem Wirtshaus

  • Monogrammist D
  • 18. Jahrhundert (?)
  • Ölhaltige Malerei auf Laubholz, H.: 16,9 cm; B.: 17,4 cm;; T.: 1,2 cm
  • hmf.Pr240
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Das Bild öffnet – wie durch ein Schlüsselloch gesehen – den Blick in eine schummrige Kaschemme. An einem langen Tisch sitzt links ein Man in bäuerlicher Kleidung und raucht eine Pfeife. Sein Schlapphut ist ebenso löchrig wie seine dunkelblaue Hose, der weiße Hemdkragen ausgefranst, das braune Wams klafft über dem Bauch auf. Am rechten Ende des Tisches drängen sich drei weitere abgerissen wirkende Männer. Eine sitzende Rückenfigur vorne ist vornübergebeugt auf dem Tisch eingeschlafen.

Ikonographisch folgt Pr240 den auch im 18. Jahrhundert noch überaus beliebten flämischen und holländischen Wirtshausdarstellungen mit trinkenden und rauchenden Bauern des 17. Jahrhunderts. Bei den „Vier Bauern in einem Wirtshaus“ liegt dabei der Fokus auf dem Rauchen, wie auch die Bezeichnung „Tabagie“ in den alten Katalogen – gemeint ist ein Lokal, das Tabakwaren anbot und in dem geraucht werden durfte – nahelegt. Tabak kam im Laufe des 16. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa. Das Rauchen – auch Tabaktrinken genannt – wurde zunächst von den Seeleuten, dann von Studenten gepflegt, bevor es sich allgemein in der Gesellschaft durchgesetzt hat. Der übermäßige Genuss erhielt schnell eine negative Konnotation. Die Übel dieser Sucht waren gleichfalls früh bekannt, wobei anzumerken ist, dass der Tabak im 17. Jahrhundert wohl meistens mit anderen Rauschmitteln präpariert war und somit eine stärkere Wirkung hatte als heute. Das Tabaktrinken führt entsprechend auch zu Übelkeit, Nachlässigkeit und dazu, dass man – wie der Mann im rechten Vordergrund – am Tisch einschläft.

Wie wir uns die ursprüngliche Verwendung des Bildes vorstellen müssen, bleibt mit einem Fragezeichen versehen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um das Innere des Deckels einer Holzdose handelt. Ob es sich hier dann um eine Tabakdose handelte, bleibt dahingestellt.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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