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Miniaturkabinett

26. Abteilung

Zeltlager mit Reitern und Marketenderin

  • Christian Ludwig von Löwenstern (1701-1745)
  • wohl um 1730/40
  • Ölhaltige Malerei auf Laubholz, H.: 12,5 cm; B.: 17,4 cm; T.: 0 ,6 cm
  • hmf.Pr365
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Die Bildchen zeigen zwei Zeltlager mit Soldaten und Reitern in der Tradition der barocken Schlachten-und Soldatenmalerei. Auf Pr365 deuten im linken Hintergrund hohe Mauerwälle eine mächtige Festung an. In deren Schutz steht ein braunes Zelt, vor dem ein dunkelbraunes Pferd festgemacht ist; der Reiter links daneben ist als Rückenfigur wiedergegeben. Ein zweiter mit hohen Stiefeln, Handschuhen sowie federbestecktem Hut vornehm gekleidet, reitet auf einem Ross los. Der Reiter blickt zurück und deutet zu einem Soldaten mit Kürass und Federhut, der links vorne bei einer Marketenderin sitzt und einen Arm der Frau zärtlich umfasst. Das Pendant Pr366 zeigt in gegenläufiger Komposition zwei Zelte in der rechten Bildhälfte, vor denen sich ein Schimmel und ein Fuchs an der Futterkrippe eingefunden haben. Auf letzterem sitzt ein Reiter, der mit seinem Arm nach links in die Ferne verweist und zu einem zweiten stehenden Mann blickt. Ein dritter sitzt rechts schlafend am Boden.

Der Maler der beiden Arbeiten Christian Ludwig von Löwenstern war durch seine Schlachten- und Pferdebilder bekannt. Das umfangreiche Oeuvre des Künstlers wurde bislang nicht monographisch bearbeitet, und die Chronologie der selten datierten Werke lässt sich nur ansatzweise nachvollziehen. Seine meist im Kabinettformat gehaltenen Schlachten- und Soldatendarstellungen lassen sich grosso modo in zwei Werkgruppen einteilen: Eine Reihe dramatisch zugespitzter, bewegt komponierter und temperamentvoll gemalter Schlachtenszenen, die eine intensive Auseinandersetzung mit der barocken Bataillenmalerei bezeugen, entstanden wohl um 1740 und danach, als Löwenstern sich vorrangig seiner Malerei widmete. Verschiedene frühere, wohl in das Jahrzehnt zuvor datierende Werke erscheinen dagegen einfacher in Komposition und Aufbau, setzen die Figuren häufig vereinzelt vor weite Landschaftsausblicke und zeigen ein meist kontrastreiches, stark buntfarbiges Kolorit und eine flotte Malweise; neben Kampfdarstellungen wurden auch Zigeuner- und Räuberszenen aus dieser Werkperiode bekannt. Gerade letztere entsprechen den beiden besprochenen Zeltlagern Pr365 und Pr366 in Ausgestaltung, Figurenbildung, Farbgebung und Malweise derart genau, dass an der tradierten Zuschreibung der beiden Prehnschen Gemälde nicht zu zweifeln ist.

(Gerhard Kölsch; Kurzfassung: Sina Bergmann)

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