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Miniaturkabinett

18. Abteilung

Der Raub des Ganymed

  • Giovanni Battista Naldini (zugeschrieben) oder Werkstatt, nach Michelangelo Buonarroti
  • 1560/65 (?)
  • Ölhaltige Malerei auf Leinwand, H.: 20,7 cm; B.: ca. 28,5 cm; T.: 0,1 cm
  • hmf.Pr017
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Der mächtige Adler hält mit seinen Schwingen und Krallen den manieristisch verrenkten Körper Ganymeds fest. Dessen helles Inkarnat, seine blonden Locken und der gelbe Mantel heben sich vor dem dunklen Gefieder des Vogels ab. Das vertriebene Inkarnat des Jünglings mit der überaus plastischen Schattenmodellierung, die feine Zeichnung der dunklen Federn und die pastos aufgesetzten Glanzlichter im blonden Haar charakterisieren diese qualitativ hochwertige Gemäldefassung, die auf eine seitengleiche Bildfindung Michelangelos zurückgeht.
Dieser hatte die Geschichte aus der griechischen Mythologie um den Knaben aus Troja in den frühen 1530er Jahren in einer Zeichnung verarbeitet. Wegen seiner Schönheit wurde Ganymed von Jupiter in Gestalt des Adlers geraubt und durfte fortan im Olymp als Mundschenk dienen (Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, Vers 152–161). Die Figur des Ganymed ist hier nicht nur im Sinne der neuplatonischen Auslegung als Sinnbild der menschlichen Seele zu deuten, die inbrünstig zu Gott strebt und dabei alles Irdische zurücklässt, sondern steht auch ganz konkret für die Liebesglut des begehrenden Michelangelo.
Der ovale Bildaussschnitt von Pr017 ist ein Fragment aus einer hochrechteckigen Komposition mit Bodenzone. Es stammt von derselben Hand bzw. aus derselben Werkstatt wie eine intakte Version auf Kupfer in Privatbesitz, die jüngst dem vornehmlich in Florenz tätigen Giovanni Battista Naldini (1535-1591) zugeschrieben werden konnte.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

 

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