Navigation

Miniaturkabinett

19. Abteilung

Scheune mit Pferden und Schafen

  • unbekannt, französisch (?)
  • 2. Hälfte 18. Jahrhundert
  • Ölhaltige Malerei auf Holz, H.: 9,3 cm; B.: 6,7 cm; T.: 0,7 cm
  • hmf.Pr330
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Die beiden als Gegenstücke komponierten Bildchen bedienen sich einer klassischen Pendant-Thematik: Einer Ruine wird ein intaktes Gebäude gegenübergestellt. Ein steinerner antiker Torbogen samt ruinösen Mauerresten und Säulenstumpf bildet den Vordergrund des kleinen Ruinenstückes Pr329. Neben einer herabgefallenen Säulentrommel steht eine bäuerlich gekleidete Familie im Torbogen. Diese betrachtet die vor ihnen liegenden Ruinen eines maurischen oder gotischen Gebäudes. Dem leicht verschatteten, in sattem Gelb und grau gehaltenen Steinbogen auf Pr329 entspricht im Gegenstück die kühle graue Holzarchitektur eines Stalles. In der Holzwand rechts ist eine Tür geöffnet, ohne das zu sehen wäre, was sich dahinter verbirgt. Vier Pferde von unterschiedlicher Fellfarbe werden von zwei Knechten betreut.

Der schlechte Erhaltungszustand der Bildchen erübrigt Suche und Nennung einer ausführenden Hand. Die Verortung der dekorativen Kompositionen im französischen Kunstkreis ist durchaus denkbar. Pr329 entspricht ganz dem vorherrschenden Zeitgeschmack in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach dekorativen Capricci antiker Ruinen, wie sie allen voran Giovanni Paolo Panini (1691–1765) schuf,  dem nicht nur viele italienische Künstler sondern auch die zahlreichen in Italien arbeitenden Franzosen folgten. Das Motiv des Bogendurchblicks begegnet hier in allen Formen und Varianten, ebenso die abgebrochene Säule oder herabgefallene Reliefverzierungen. Die Scheune mit Pferden und Schafen knüpft thematisch sicherlich an die zahlreichen Scheuneninterieurs des im 18. Jahrhundert überaus beliebten Philipps Wouwerman an. Dieser schilderte in seinen Gemälden meist die Heimkehr der vornehmen Reiter in den Stall und die Versorgung der Tiere durch Stallknechte.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)


application/pdf Weitere Informationen (PDF 2.22 MB)