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Miniaturkabinett

5. Abteilung

Waldweg mit Fuhrwerken und Vieh

  • Umkreis Jacob Savery II. (?)
  • 1. Hälfte 17. Jahrhundert (?)
  • Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 12 cm; B.: 18,4 cm; T.: ca. 0,8 cm
  • hmf.Pr131
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Der von Bäumen dominierte Landschaftsausschnitt zeigt das lebendige Treiben auf einem Waldweg. Offensichtlich ist die Straße in der linken Bildecke überflutet, sodass es zu einem Verkehrsstau kommt. Während zwei Reiter das Wasser durchqueren, müssen die Fuhrwerke es umgehen. Zahlreiche Fußgänger, darunter Frauen mit Körben unter dem Arm und auf dem Kopf, sind bereits nach rechts auf den weniger befestigten Fußweg ausgewichen. Direkt im Vordergrund schlägt hier auch ein Mann sein Wasser ab – augenscheinlich zum Unmut eines weiteren Reisenden, der mit ausgestrecktem Arm auf den nahen Waldrand verweist.

Dieses amüsante Detail ist allerdings nur richtig zu lesen, wenn man das Vorbild der Komposition kennt. Es handelt sich um das Gemälde Waldige Landschaft mit Reitern von Jan Brueghel d. J. aus den späten 30er Jahren des 17. Jahrhunderts. Der jüngere Brueghel variiert hier ein Gemälde seines Vaters von 1605, das bereits alle wesentlichen Merkmale der Komposition aufweist. Dieses trieb als erste „Raumgassenlandschaft“ die Entwicklung der Landschaftsmalerei nachhaltig voran, indem es das veraltete Drei-Gründe-Schema überwand. Bis auf wenige Details hat der Kopist die gesamte Komposition des jüngeren Brueghels übernommen. Ziel des Malers von Pr131 ist es dabei keineswegs, Stil und Malweise von Brueghel zu imitieren. Vielmehr gibt er vor, die Vorlage in eine andere Gattung der Malerei zu transferieren, indem er ihr durch das Pünkteln des Laubwerks und die fröhliche Buntheit mit kontrastreichen Lokalfarben den Anschein der Miniaturmalerei gibt.

(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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