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Miniaturkabinett

16. Abteilung

Herkules erhält die Äpfel der Hesperiden

  • Gottlieb Welte (ca.1745-ca.1790)
  • vor 1780
  • Ölhaltige Malerei auf Papier, H.: 11,2 cm; B.: 7,5 cm; T.: 0,6 cm
  • hmf.Pr640
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz

Pr640 bezieht sich auf die aus der Antike stammende Überlieferung um die goldenen Äpfel der Hesperiden. Auf dem Bildchen erkennt man Herkules als muskulöse Figur, der zu einer am Boden knienden Frauengestalt herabblickt. Diese präsentiert ihm eine Schale mit goldfarbenen Äpfeln, welche dem Mythos nach das ewige Leben versprechen und am Rande der Erde von mehreren Nymphen, eben den Hesperiden, gepflegt wurden. Der Überlieferung zufolge wurden die Früchte von Herkules selbst geraubt bzw. durch andere Listen entwendet. Einen wesentlichen Einfluss auf die neuzeitliche Ausgestaltungen des Hesperiden-Themas übten die Illustrationen in dem 1646 erschienen Band „Hesperides sive de malorum aureorum culture et usi" von Giovanni Baprista Ferrari (1584–1655) aus. Dieser verband hierin seine botanischen Abhandlungen über Zitrusfrüchte mit den antiken, mythologischen Vorstellungen. So zeigt das Titelblatt ebenfalls einen stehenden Herkules an einem Postament mit Löwenfell und Keule sowie den goldenen Äpfeln in seiner linken Hand. Vor ihm liegt der soeben erschlagene Drache Ladon, und rechts daneben erscheinen drei Hesperiden-Schwestern, deren vorderste dem Helden einen Lorbeerkranz überreicht. Auf Pr640 wandelt Welte das Bildmuster deutlich ab, da der erschlagene Drache fehlt und nur noch eine einzige Hesperide dargestellt ist, während die beiden Putti oben rechts hinzugefügt wurden.
Das Pendant Pr641 folgt einer in der Barockmalerei weit verbreiteten Ikonographie der Geschichte von Diana und Endymion: Der Hirte Endymion schläft hier am Boden, während Diana, gekennzeichnet durch die Mondsichel, auf Wolken herabschwebt und auf den schönen Jüngling deutet. Zwei sich gerade annähernde Putti deuten die daraufhin folgende erotische Verbindung beider an. Die beiden besprochenen Bilder zählen zu Weltes wenigen Darstellungen mythologischer Themen: Der vor allem mit Genreszenen befasste Maler beschäftigte sich nach derzeitiger Kenntnis vor allem mit den tragischen Geschichten von Venus und Adonis, Pyramus und Thisbe sowie Hektor und Andromache.

 

(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

 

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