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Miniaturkabinett

16. Abteilung

Mann mit Tonpfeife

  • Abraham Carree (1694-1762)
  • 1720
  • Ölhaltige Malerei auf Eiche, H.: 18,4 cm; B.: 14,1 cm; T.: 0,9 cm
  • hmf.Pr277
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Die beiden Genrebildchen zeigen einen Mann mit einer langen Pfeife sowie ein junges Mädchen, das bei Kerzenschein einen Brief vor sich hält. Das sehr unterschiedliche Erscheinungsbild der Gemälde legt nahe, dass die Werke nicht zeitgleich vom Künstler als Gegenstücke hergestellt wurden: Während das Mädchen eine emailleartige, vertriebene Glätte aufweist, zeigt der Pfeifenraucher einen sichtbaren Pinselduktus und einen sehr viel unruhigeren Farbauftrag. Zudem haben die Bildchen ihre eigene Bildtradition. Das bei Kerzenschein brieflesende Mädchen hat in der niederländischen Malerei der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Bildmotiv seinen (ersten) Höhepunkt in den Konversationsstücken der Feinmalerei. Der Raucher steht hingegen in der Tradition des Bauerngenres. Das „Tabak trinken“ wird in den flämischen und holländischen Wirtshausbildern des frühen 17. Jahrhunderts gemeinhin als Laster verdammt. Die scharfe Kritik und der satirische Blick auf das üble Treiben der unteren Gesellschaftsschichten weichen im Laufe der Zeit jedoch einer verklärten Schilderung des pittoresken Landlebens mit gutmütigen Bauerntypen. Der biedere Handwerker oder Bauer des Prehn’schen Bildes, der ohne jegliche negative Konnotation sein gemütliches Feierabendpfeifchen raucht, steht damit am Ende dieser Entwicklung.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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