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Miniaturkabinett

8. Abteilung

Ländliche Figuren

  • Gottlieb Welte (1745-1790)
  • wohl 1770er Jahre (vor 1780)
  • Ölhaltige Malerei auf Vergé-Hadernpapier, H.: 8,3 cm; B.: 5,8 cm
  • hmf.Pr658a
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Gottlieb Weltes ländliche Figuren in knapp angedeuteter Umgebung lassen sich in Form und Thema von Druckgraphiken des 17. Jahrhunderts ableiten. Entsprechende Darstellungen waren auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert recht populär, wofür in Frankfurt Beispiele von Johann Caspar Zehender oder Johann Jacob Biedermann stehen können.
Alle Figuren sind mit raschen und sicheren Pinselstrichen umrissen und bleiben in ihrer Ausarbeitung oft skizzenhaft, weshalb sie sich als Ölskizzen bzw. Ölstudien charakterisieren lassen. Gottlieb Welte, dessen Schaffen vorrangig Genreszenen mit eleganten Figuren sowie vereinzelte Historien umfasst, verwendete bäuerliche Charaktere in einigen wenigen frühen Gemälden und Radierungen. Die Formsprache der Prehn’schen Darstellungen entspricht nicht nur den Radierungen des Künstlers, sondern auch dem Figurenstil seiner vor 1780 entstandenen Gemälde. Die besprochenen Bilder werden daher gleichermaßen vor dem Weggang des Künstlers in das Baltikum, also in den 1770er Jahren entstanden sein.
Welte war um 1774/1775 als Staffagemaler in der Werkstatt von Christian Georg Schütz tätig. Dort dürfte sich der Maler einen Motivvorrat verschiedenster Figurentypen angelegt haben, zu dem offensichtlich auch die besprochenen Ölskizzen auf Papier zählten. Die Montage der Einzeldarstellungen auf Holztafeln entspricht durch ihre goldfarbene Umrandung dabei der in der Barockzeit und danach üblichen Präsentation von Künstlerzeichnungen in Klebebänden. Diese ästhetische Aufwertung zeigt, dass zunächst reine Arbeitsmittel aus einer Künstlerwerkstatt zu geschätzten Sammlungsobjekten transformiert wurden.
(Gerhard Kölsch, Kurzfassung: Sina Bergmann)

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