Navigation

Miniaturkabinett

15. Abteilung

Urkundenausstellung (Ahasver überlässt Mordechai den Siegelring?)

  • Frans Francken II. (1581-1642), Umkreis oder Nachahmer
  • Ölhaltige Malerei auf Kupfer, H.: 16 cm; B.: 11,2 cm; T.: 0,01 cm
  • hmf.Pr123
  • hmf, Foto: Horst Ziegenfusz
Hinter einer Balustrade, die die Unterkörper der vorderen Figuren verdeckt, spielt sich auf Pr122 eine gerichtsartige Szene ab. Eine junge Königin sitzt unter einem grünen Baldachin und blickt zu einem am rechten Bildrand stehenden Mann, auf welchen sie mit ihrem linken Zeigefinger deutet. Seine erhobenen Hände suggerieren Erschrecken oder das Betonen der Unschuld. Zur anderen Seite der Königin steht ein Orientale in reichem Gewand, dessen erhobene Linke entweder Entsetzen oder Einspruch gegen das Urteil der Königin ausdrückt. Der Physiognomie, dem kurzen grauen Vollbart und dem Turban nach handelt es sich bei der auf Pr123 im Vordergrund stehenden Figur wohl um dieselbe Person, die hier allerdings mit hellroter Pumphose und weißen Beinkleidern anders gekleidet ist. Die Person legt einen nicht näher zu identifizierenden Gegenstand auf den Tisch im Zentrum der Komposition, hinter dem ein Schreiber seiner Tätigkeit nachgeht. Das in einem Chorartigen Innenraum stattfindende Geschehen wird von zahlreichen männlichen Zuschauern verfolgt.
Der Darstellungsgegenstand der beiden Bilder bleibt rätselhaft. Eine hier vorsichtig vorgeschlagene Identifizierung mit Szenen aus der Geschichte der Esther harrt der Verifizierung. Es könnte sich bei Pr122 um Ahasver und Haman vor Esther handeln, in dem Moment, da die Königen letzteren eines Mordkomplottes gegen die Juden anklagt  (Ester 7,1-6) und bei Pr123 um die Überlassung des Siegels durch Ahasver, damit Mordechai den königlichen Erlass zum Schutz der Juden siegeln kann (Ester 8,7-12). Die Szenen wären allerdings ikonographisch völlig anders dargestellt als üblich und somit auch anders als gängiger Weise in Werken der Francken-Werkstatt, in der die Wiedergabe der Geschichte der Ester sowohl  bei Mitarbeitern aus dem Atelier, als auch bei Kopisten aus dem weiteren Umkreis sehr beliebt war.
(Julia Ellinghaus, Kurzfassung: Sina Bergmann)

application/pdf Weitere Informationen (PDF 2.27 MB)